Die Spechte haben im Ökosystem Wald eine Schlüsselrolle, denn sie schaffen mit ihrer Zimmerei wertvolle Kleinsthabitate und tragen zur Bereicherung der Artenvielfalt bei. Voraussetzung für die Spechte sind wiederum ältere Buchenwälder mit hohem Totholzanteil.
Auch unsere Honigbiene nutzt gern Spechthöhlen, insbesondere die Höhlen vom Schwarzspecht, dem größten Specht in Mitteleuropa. Die Höhlen von kleineren Spechten, wie z.B. vom Buntspecht, werden genutzt, wenn sie durch die Spechte selbst, oder durch weitere Nachmieter von morschem Holz im Inneren der Höhle befreit und damit vergrößert wurden. In unseren Breiten findet die Honigbiene in Spechthöhlen in 10-15 Metern Höhe den optimalen Schutz nicht nur vor Kälte und Sturm, sondern auch vor einer Vielzahl von Raubtieren wie z.B. Marder, Waschbär und viele andere mehr. Denn im Bienennest lagern für die Tierwelt und nicht zuletzt auch für den Menschen hochwertigste Rohstoffe (Honig, Wachs, Maden), die es zu schützen gilt.
Auf dem Hintergrundbild ist das Schwarzspechtmännchen an den roten Federn auf dem Kopf zu erkennen. Das Weibchen ist lediglich am Hinterkopf rot.
Wilde Honigbienen zu finden ist äußerst schwierig, sowohl im Winter, weil sie in der kalten Jahreszeit kaum fliegen, als auch während der Vegetation, wenn ein dichtes Blätterdach die Einfluglöcher verdeckt. Wer aber Spechthöhlen kennt, verbessert seine Chancen. Denn Spechthöhlen zu finden ist einfacher, weil der Höhlenbau, insbesondere im zeitigen Frühjahr bis Mitte April nicht geräuschlos von statten geht. Ab Mai, wenn sich das Blätterdach schließt und die Bauaktivitäten zurück gehen, wird es allerdings mit Ausnahme eines kleinen Zeitfensters wieder schwieriger. Dieses Zeitfenster öffnet sich im letzten Drittel des Monats Mai. Die jungen Spechte versuchen wenige Tage bevor sie das Nest verlassen durch lautes Geschrei die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich lenken. Wer dieses zu deuten versteht, wird vom Geschrei zur besetzten Höhle geleitet. Damit ist das Bienennest aber noch lange nicht gefunden. Denn ob und wann hier ein Bienenvolk einziehen wird, ist ungewiss. Die Chancen sind damit zwar einwenig gestiegen. Das Aufspüren wilder Honigbienen bleibt aber eine große Herausforderung.
Wir beobachten Spechthöhlen mit der Hoffnung, auf diese Weise ein wildlebendes Bienenvolk zu finden. Bisher hat diese Strategie noch nicht zum Erfolg geführt. Oben sind zwei benachbarte Buchen mit jeweils einer Schwarzspechthöhle zu sehen. Der Schwarzspecht liebt solche langen und fast astlosen Buchenstämme. Sie haben mit ca. 9cm Durchmesser ein für Bienen großes und schwer gegen Feinde und Kälte zu verteidigendes Flugloch, dafür aber mit ca. 25 Litern eine passende Höhlengröße. Eine Buntspechthöhle ist zunächst mit ca. 12 Litern zu klein für ein Bienenvolk. Sie wird aber mit den Jahren immer größer. Das morsche Holz im Höhleninnenraum wird im Laufe der Zeit durch den Buntspecht und durch die Nachmieter beseitigt, so daß schließlich die Höhle auch für Bienen attraktiv wird.