15. Mai: Einzug eines Bienenvolks

In die Klotzbeute wurde ein Vorschwarm mit  begatteter Königin einlogiert . Der Schwarm wog rund 2,5kg (25.000 Bienen). Die dreijährige Königin stammte aus einer artgerechten Schwarmzellenaufzucht.  Im Baum in 6 Meter Höhe war alles vorbereitet.  Der Einzug fand ohne Gerüst oder Leiter statt. Der Imker hing an einem Seil und nutzte dafür moderne Baumklettertechnik. Auf einer provisorischen Unterlage konnte der Schwarm abgelegt werden und von selbst in die Arbeitsöffnung einziehen. Eine Umlenkrolle im Baum erlaubte ein sanftes Hochziehen des Fangkorbs mit dem Bienenvolk. Von unten war das Schauspiel nur schlecht zu beobachten. Wir nutzten dafür eine Kamera an einer langen Stange.  Auch die Niedersächsischen Landesforsten berichteten über dieses Ereignis.  


Pflegearbeiten


In der Klotzbeute aus Buche sind im Laufe des Sommers bis zu 5cm starke Trockenrisse entstanden. Dadurch bildeten sich neue Öffnungen, die es den Bienen schwerer machten, ihr Nest zu verteidigen und die Wärme zu halten. Darauf haben wir mit folgenden Maßnahmen reagiert: Ein Eisenband hielt jetzt den Buchenstamm zusammen und konnte bei Bedarf nachgezogen werden. Bestehende Risse ließen sich mit Moos und Lehm verstopfen. Zwei Naturmaterialen, für die man den Baumarkt nicht braucht. Weil auch die Beute an der Arbeitsöffnung große Lücken aufwies, war es zur Sicherung des Wärmehaushalts notwendig die Spundbretter zu erneuern. 


Mitbewohner an der Klotzbeute


Vor allem zwischen Arbeitsöffnung und Abdeckung (Kissen) fanden sich verschiedene Spinnen, Motten, Tausendfüßler und die für Imker wohlbekannten Ohrenkneifer. Das Kissen selbst war durchzogen mit vielen Spinnweben. So manche Biene verfing sich hier. Die genaue Bestimmung dieser Mitbewohner steht noch aus. Hinweise sind willkommen.  

 

(Die einzelnen Begriffe zum Thema Klotzbeute werden ganz am Ende der Seite Workshop beschrieben) 


Mitbewohner in der Klotzbeute

5. Juni

Aus dem Beutenbuch

Datum gezählte Milben nach Tagen Milben
/Tag
Milben aufsummiert
19.08.19 Wachstuch
 ausgelegt
 -   -   - 
25.08.19 18 6 3 18
10.09.19 Wachstuch
 ausgelegt
 -   -   - 
18.09.19 40 8 5 58
26.09.19 18 8 2 76
18.10.19 32 22 1 108
28.10.19 25 10 3 133
03.01.20 Das Volk ist tot

18. September

Bestimmung des Milbenfalls

Schon am 5. Juni fanden wir in der verdeckelten Drohnenbrut Varroen. Ab Mitte August legten wir ein Wachstuch als Kontrollwindel aus, um den natürlichen Milbenfall besser erkennen zu können. Dieses Tuch deckte aber nur den halben Boden ab. Zahlreiche Milben fielen also auch rechts und links auf den Boden mit seinen Ritzen und Unebenheiten. Soweit möglich versuchten wir diese mit einer Zahnbürste zusammen zu fegen. Gezählt wurden die Milben auf dem Wachstuch und die ausgefegten.



Die Bestimmung des natürlichen Milbenfalls in einer Klotzbeute war schwierig. Denn die Bienen versuchten den Boden und die frei zugängliche Windel sauber zu halten. Dabei räumten sie auch Milben ab. Der von uns bestimmte Milbenfall ist deshalb ein Minimalwert und mit großer Vorsicht zu interpretieren. 

Wir orientierten uns an der "integrierten Varroabehandlung": Ist ein bestimmter Schwellenwert des natürlichen Milbenfalls überschritten, erfolgt eine Behandlung, in unserem Fall mittels Oxalsäureverdampfung. 

Obwohl seit August ein grenzwertiger Varroafall zu beobachten war (siehe Tabelle), verzichteten wir auf eine Behandlung. Seit dem Tod der Bienen im Januar 2020 wissen wir, dass wir hätten behandeln müssen. Wir wissen außerdem, dass der genannte integrierte Ansatz bei diesen Bedingungen nicht funktionierte. Der Varroabefall war nach Analyse des Bienenvolks mit 284 Varroamilben auf  665 Bienen deutlich zu hoch (siehe nächstes Kapitel: "Entwicklung des Wabenwerkes").   


Entwicklung des Wabenwerks

24. Mai 2019

10. Juni 2019

24. Juni 2019


2. Juli 2019

20. Juli 2019

3. Januar 2020


Die ersten zwei Tage nach der Besiedlung waren für die Bienen nicht einfach. Das Thermometer stieg nicht über 9 Grad. Wir fütterten flüssig zu. Als Folge davon begannen die Bienen ihren Bau in der Nähe der Futtertasche, an einem Speil in Beutenmitte. Anfang Juni war der Anteil an Drohnenbau ungewöhnlich hoch. Mit steigenden Temperaturen und zunehmender Volksstärke verlagerte sich der Bau nach oben. Mitte Juni war die Beute vollständig ausgebaut (Bild vom 24. Juni). Die üppige Volksstärke Ende Juni zeigte uns: Das Volk hatte alle Startprobleme überwunden.   

Die Zahl der Bienen nahm ab Juli ab. Wir konnten Verlagerungen von Futtervorräten beobachten (Bild vom 20. Juli). Die unteren und hinteren Bereiche, die vor allem als Drohnenbau ausgeführt waren, wurden freigeräumt (Bild vom 25. August). Der Bienensitz verlagerte sich Flugloch nah nach oben. Für uns war diese Position schwer einsehbar, sodass wir Ende September kaum noch Bienen sehen konnten. Aber wir hörten sie noch. Bei regelmäßigen Klopfproben war ein kurzes, der Jahreszeit entsprechendes Aufbrausen bis Ende 2019 zu hören. Trotzdem kamen Zweifel auf: Ist das Volk für die Überwinterung groß genug? Hat es genug Futter?


3. Januar 2020: Das Volk ist tot

3. Januar 2020: Kein Aufbrausen mehr. Die toten Bienen liegen am Beutenboden. 

Bei genauem Hinsehen findet man allein auf diesen Bienen 4 Milben. Das ist zu viel.

Keine Biene zu sehen. Die Waben sind kalt und brüchig. 


In der ersten Januarwoche 2020, also zur brutfreien Zeit, sollte eine Milbenbehandlung mittels Oxalsäureverdampfung durchgeführt werden. Aber schon mit ungutem Gefühl kletterte ich zur Klotzbeute. Mein letzter Besuch hatte mich pessimistisch gestimmt. Die Behandlungsgeräte ließ ich deshalb erst einmal am Boden. Ich klopfte an. Auf die Klopfprobe gab es dieses mal keine Antwort: kein Aufbrausen. Ich entfernte das untere Spundbrett und fand viele  toten Bienen am Boden liegend. Es bestand kein Zweifel, das Volk war gestorben. Was war der Grund? Sind sie verhungert so früh im Winter? Ist die Varroamilbe der Grund? Oder ist es eine Viruserkrankung?

 

Wir schickten 2/3 der am Boden liegenden Bienen an das Bieneninstitut in Celle. Zur Auswertung des Ergebnisses  schrieb
Imkermeister Ingo Lau: 

  • "Die Bienen, die Du mir mitgegeben hattest, waren soweit nicht von Nosema, Amöben oder Virusinfektionen betroffen. Die Bienenprobe 665 Bienen enthielten 284 Varroamilben. Normalerweise überleben Bienenvölker nicht mehr, wenn eine Befalls Quote von 14% erreicht wurde. Ich nehme an, dass die Völker hauptsächlich an dem Abgang von noch lebenden Bienen gestorben sind (zu geringe Volksstärke) und dann an den hohen Milbenzahlen. Die Milben verbleiben ja als Brutparasit im Volk, während die Bienen, die irgendwie angeschlagen sind, unter schwierigen Lebensbedingungen vorzeitig außerhalb ihrer Wohnung absterben. Sonst hätten wir hier um diese Jahreszeit auch kranke Bienen finden müssen. So etwas habe ich sonst nur unter schlechten Haltungsbedingungen oder an windigen Standorten vorgefunden. 
    Unter Euren Bedingungen werden wahrscheinlich keine bei uns üblichen Zuchtformen dauerhaft überleben können. Entweder die Bienen müssen die Wahlmöglichkeit haben, was die eigene Wohnung angeht oder ihr braucht Bienen aus nördlichen Gefilden die in Gegenden gut zurechtkommen wo weder Strauch noch Baum gerade wachsen können. 
    Ich habe ja auch Waldgebiete in meinem Beratungsgebiet wo sich trotz reichlich entflohener Schwärme leider weder bewohnte Hohle Bäume finden, noch reguläre Bienenkästen von Schwärmen angenommen werden. In meiner Jugend gab es das häufig. Waldarbeiter-Kinder kamen oft mit Wabenhonig in die Schule."

Anmerkungen von Waldbiene e.V.: Der Standort liegt 230 m über Null. Wir würden ihn nicht als besonders kalt bezeichnen und auch nicht als extrem windig. Es handelt sich hier um normale Klimabedingungen für den Osterwald, der auch Höhen bis knapp 400 Meter erreicht. 


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