„Der wild lebenden Honigbiene auf der Spur und von ihr lernen“, das war das Ziel des Vereins Waldbienen e.V.. Unsere Honigbiene hat nämlich große Probleme, und das nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Teilen der Welt. Gegen die Varroamilbe, die in den 70iger Jahren aus Fernostasien eingeschleppt wurde, scheint unsere Honigbiene machtlos. Ohne imkerliche Betreuung und ohne ausgeklügelte Behandlungsverfahren überleben die meisten Völker schon den 1. Winter nicht.
Das Ziel des Vereins war es herauszufinden, ob wild lebende Honigbienen das besser können. Sind die Haltungsbedingungen in natürlicher Behausung und Umgebung bienenverträglicher? Sind sie vitaler und wehrhafter, so dass sie ohne jegliche imkerliche Unterstützung zurechtkommen? Und wenn ja, was sind die Gründe. Wie können sie das schaffen? Diese Ergebnisse wären für Imker, als auch für die Ökologie der Honigbiene von größter Bedeutung gewesen.
Es kam aber anders
Sämtliche Naturschwärme, die der Verein in Deister und Umgebung seit 2019 in einer eigens gebauten Zeidlerbuche oder in Klotzbeuten (künstlich ausgehöhlte Baumstämme) einlogiert hatten, haben schon den 1. Winter nicht überlebt. Auch die zufällig entdeckten, absolut wild lebenden Bienenvölker in ehemaligen Spechthöhlen überlebten so gut wie nie. Nur eines von insgesamt 17 beobachteten Bienenvölker überlebte im Wald bei Gestorf, aber nur einen Winter.
Nach 4 Jahren intensiver Beobachtung müssen wir feststellen, dass die Überlebensrate von wild lebenden Honigbienenvölkern in unserem Beobachtungsgebiet sowohl in natürlichen Baumhöhlen, als auch in den Klotzbeuten viel zu niedrig ausfällt. Die Entwicklung einer stabilen Population erscheint uns im Deister als unwahrscheinlich.
Die verwaisten Bienennester wurden ohne unser Zutun immer wieder neu besiedelt
Im Frühjahr war sehr oft zu beobachten, dass die verwaisten Bienennester ohne unser Zutun neu besiedelt wurden. Es gibt jedes Jahr ausreichend schwärmende Bienenvölker, die in aller Regel aber einem Imker ausgebüxt sind. Woher sollen sie sonst gekommen sein? Gäbe es diese Schwärme von Imkern nicht, würden im Wald keine Honigbienen mehr siedeln. Von einer stabilen Population kann also keine Rede sein.
In anderen Projekten wurden unsere Beobachtungen bestätigt
In anderen, ähnlich gelagerten und größeren wissenschaftlichen Projekten, wurden diese Ergebnissen bestätigt (BeeTree-Monitor, Studien von Benjamin Rutschmann und Patrick Kohl). Trotzdem darf nicht ganz ausgeschlossen werden, dass es tief im Wald irgendwo in Deutschland, fern ab von imkerlichen Aktivitäten, doch noch wilde Völker geben könnte. Die Studien von Rutschmann und Kohl lassen dies vermuten.
Mit diesen ernüchternden Ergebnissen fehlt unserem Verein nun die entscheidende Grundlage und auch die Motivation zur Fortsetzung des Vereins. Aus diesem Grund ist in der Mitgliederversammlung am 14.5.2024 die Vereinsauflösung beschlossen worden.
In Form eines Freundeskreises wollen wir aber die wild lebenden Honigbienen im Deister weiter im Auge behalten.
Wer jetzt diesen Untergang wilder Honigbienen im Wald allein der Varroa-Milbe zuschreibt, der macht es sich zu einfach. Sicher ist, dass die Zahl der Belastungsfaktoren insgesamt zu hoch ist. In unseren Wirtschaftswälder und offenen Landschaften fehlt es an einem kontinuierlichem Nahrungsangebot. Auch unsere „saubere“ Feldwirtschaft ohne Duldung von blühenden Beikräutern ist für nektar- und pollenabhängige Insekten eine Katastrophe. Welche Rolle die Imkerschaft zur Lösung dieses Problems beitragen kann und will, ist unklar. Ein beherztes Gegensteuern wäre notwendig, ist aber nicht in Sicht. Notwendig wäre eine gemeinsame Kraftanstrengung der wichtigsten Akteure. Dazu gehören mindestens die Agrar-, Forst- und Umweltpolitik, aber auch die Imkerschaft.
Honigbienen sind in eine Spechthöhle eingezogen. Nirgendwo können wir so authentisch das ursprüngliche Leben der Honigbienen beobachten wie hier. In einem Buchenstamm in 14m Höhe, bestimmen sie selbst über ihre Aktivitäten. Ein solches Nest haben wir im Jahr 2020 gefunden.Im Februar 2021 mussten wir den Tod dieses Volkes feststellen. Ohne unser Zutun wurde es im folgenden Mai neu besiedelt. Das wiederholte sich in den Folgejahren immer wieder.
Im Hutewald im Osterwald weiden Rinder und seit 2019 wohnen dort auch Honigbienen in einer Klotzbeute. Dieses Volk hat den 1. Winter nicht überstanden.
In 2020 ist diese Klotzbeute gegen einen natürlich ausgehöhlten Stammabschnitt mit sehr porösen/morschen Innenwänden und mit deutlich geringerem Volumen ausgetauscht worden. Welche Wirkung hat diese neue Höhle auf die Bienengesundheit?
Anfang Mai 2019 ist in unsere Zeidlerbuche im Springer Forst ein Naturschwarm einlogiert worden. Das Bienenvolk ist vor dem 1. Winter an der Varroa gestorben. Auch im 2. Jahr ist ein starker Befall zu beobachten. Am 12. April erlischt die letzte Hoffnung für dieses Volk. Wir versuchen die Ursachen zu ergründen.
Mit der Bienenjagd (auch Beelining genannt) wollen wir wildlebende Honigbienen im Deister finden und klären, ob es sie noch gibt und ob sie ohne imkerliche Betreuung überlebens-fähig sind.
Blühfläche
Im Herbst 2020 legten wir eine mehrjährige Blühfläche von 2000m2 an. Sie wurde von Mai bis August intensiv von Honigbienen, Hummeln, Wildbienen und Schmetterlingen angeflogen.
Das war schön anzusehen, gut für das Leben Nektar liebenden Insekten. Aber es war auch Schwerstarbeit.
Selbst geschaffene Bienenhöhlen (Höhlen in Stammabschnitten bzw. in einem lebenden Buchenstamm, jeweils in ca. 6 Meter Höhe im Baum platziert):
Wild besiedelte Bienenhöhlen (alle Baumhöhlen sind natürlich entstanden und ohne menschlichen Einfluss von Honigbienen besiedelt worden):
geeignete Spechthöhlen in Beobachtung:
gefällte Habitatbäume:
Eine ca. 2000m2-große Blühfläche am Stadtrand von Springe. Angelegt im Herbst 2020.